Mehr Garten für Bozen

– für ein gesundes, soziales und nachhaltiges Leben in der Stadt!

Gemeinschaftsgärten und Grünflächen sind nicht nur eine Bereicherung für das Stadtbild, sondern unverzichtbare Oasen, die unser Leben in der Stadt nachhaltig verbessern. In den dichten städtischen Gebieten, wo Natur oft zu kurz kommt, bringt urbanes Gärtnern das Grün direkt in die Nachbarschaft und schafft wichtige Rückzugsräume. Diese Orte sind Lebensräume für Pflanzen und Tiere, verbessern das Mikroklima, mindern die Hitze in der Stadt und erhöhen die Biodiversität.

Doch es ist nicht nur die Natur, die in diesen Gärten wächst: Gemeinschaftsgärten stärken auch den sozialen Zusammenhalt. Sie schaffen einen Raum, in dem sich Menschen aller Altersgruppen begegnen und voneinander lernen können – ein Ort, an dem Wissen, Erfahrungen und Ideen ausgetauscht werden. Hier kann jeder aktiv werden, ganz gleich ob jung oder alt, ob Gartenanfänger oder Experte.

Warum mehr Grün?

Grünflächen und Gemeinschaftsgärten sind mehr als nur Erholungsorte – sie erfüllen vielfältige Funktionen, die das Leben in der Stadt für alle Bewohner*innen verbessern. Sie schaffen nicht nur eine einladende Atmosphäre, sondern leisten einen wichtigen Beitrag zum Klima, zur Ökologie und zum sozialen Zusammenhalt.

Ökologie Icon

Klimatische und ökologische Vorteile

Städtische Grünflächen tragen erheblich zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Pflanzen und Bäume senken die Temperaturen, filtern die Luft und bieten Lebensraum für Tiere und Insekten. Diese biologische Vielfalt – oder Biodiversität – stärkt die Stadtökosysteme und fördert eine stabile, nachhaltige Umwelt. Durch die natürliche Kühlung und Luftreinigung von Grünanlagen wird zudem die Luftqualität spürbar verbessert, was das Wohlbefinden und die Gesundheit der Stadtbewohner*innen unterstützt.

Gesellschaft Icon

Soziale und gesellschaftliche Funktionen

Grünflächen und Gemeinschaftsgärten sind wichtige Treffpunkte für Menschen aller Altersgruppen und Kulturen. Sie laden zum gemeinsamen Gärtnern, Lernen und Austauschen ein und bieten Raum für kreative Begegnungen und interkulturelle Dialoge. Hier kann jede*r aktiv werden, Erfahrungen teilen und voneinander lernen – egal ob jung oder alt, Neuankömmling oder Ur-Bozner. Diese grünen Orte fördern das Gemeinschaftsgefühl und stärken den sozialen Zusammenhalt, der das Stadtleben lebendig und zukunftsfähig macht.

Die Wichtigsten Gartenarten in der Stadt

Chairs in a Garden

Private Gärten

Private Gärten bieten einen persönlichen Rückzugsort im Grünen und eignen sich hervorragend zur Erholung, Freizeitgestaltung und Selbstversorgung.

  • Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten
  • Rückzugsort zur Entspannung
  • Möglichkeit zur Selbstversorgung durch Anbau von Gemüse und Obst

Nicht öffentlich zugänglich

Begrenzter sozialer Austausch

Zugang für die meisten Menschen verwehrt

Path Between Patches in Garden

Schrebergärten

Schrebergärten bestehen aus parzellierten Flächen, die langfristig von Einzelpersonen oder Familien gepachtet werden. Sie bieten Platz für den Anbau von Obst und Gemüse und zeichnen sich durch klare Regeln und Ordnung aus.

  • Geeignet für den Gemüse- und Obstanbau
  • Struktur und langfristige Planung möglich
  • Unterstützt eine nachhaltige Lebensweise

Eingeschränkte Möglichkeiten für sozialen Austausch

Fokus auf individuelle Nutzung und Konkurrenz

In Bozen nur für Personen über 60 Jahren zugänglich

A Girl and Boy Looking the Plants

Gemeinschaftsgärten

Gemeinschaftsgärten sind offene Flächen, die gemeinschaftlich gepflegt und genutzt werden. Sie fördern interkulturelle Begegnungen, generationsübergreifenden Austausch und bieten Raum für Bildungsprojekte.

  • Fördert sozialen Austausch und Kooperation
  • Ideal für Bildungsprojekte und interkulturellen Dialog
  • Schafft Zugang zu Grünflächen für alle Bevölkerungsgruppen
  • Verbessert die Lebensqualität in städtischen Gebieten

Erfordert Koordination und gemeinschaftliche Verantwortung

Warum Gemeinschaftsgärten besonders wertvoll für das Stadtleben sind

Lernen im Garten

Gärten sind wertvolle Lernorte, die das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge stärken. Hier können Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen, wie Pflanzen wachsen, wie Lebensmittel nachhaltig produziert werden und wie sie selbst aktiv zum Umweltschutz beitragen können. Gärten sind zudem Orte des sozialen Austauschs, wo Wissen weitergegeben und Freundschaften geknüpft werden können.

Sellbstversorgung

Selbstversorgung ermöglicht es Menschen, eine Unabhängigkeit von großen Supermärkten und langen Lieferketten zu gewinnen. Es stärkt das Bewusstsein für Lebensmittelqualität und -sicherheit und fördert den bewussten Umgang mit Ressourcen. Selbstversorgung schafft nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch eine Wertschätzung für die Arbeit und das Wissen, das in die Produktion von Lebensmitteln einfließt.

Stärkung des sozialen Zusammenhalts

Die gemeinsame Nutzung von Gemeinschaftsgärten fördert Begegnungen zwischen verschiedenen Gruppen. Junge Menschen und Senior*innen können hier Wissen austauschen, voneinander lernen und zusammen die Gemeinschaft bereichern. Gärtnern verbindet auch Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen, denn es schafft gemeinsame Interessen und Raum für Dialog. Im Garten arbeiten alle an gemeinsamen Projekten, was den Austausch und das gegenseitige Verständnis unabhängig von Sprache fördert. Migrant*innen und sozial isolierte Menschen können sich im Garten einbringen und ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, das zu einer besseren sozialen Integration beiträgt.

Welche Rahmenbedingungen braucht es?

Öffentliche Gemeinschaftsgärten sind wichtige Begegnungsorte, an denen Menschen zusammenkommen, unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Hintergrund. Sie fördern die soziale Teilhabe und bieten Räume für Aktivitäten wie Gärtnern, Entspannen und Lernen. Damit öffentliche Gärten nachhaltig funktionieren, braucht es klar definierte Rahmenbedingungen.

Zu erst, braucht es für die Neuschaffung von Gemeinschaftsgärten:

  • die Unterstützung durch die Stadt für Bodenflächen und Infrastruktur
  • die Förderung durch langfristige Projekte, die Engagement und Mitbestimmung ermöglichen
  • Einbindung und Rücksichtnahme auf alle Interessierten der Nachbarschaft

Außerdem braucht es eine*n Gartenkoordinator*in oder eine Gruppe, die sich kümmert, damit das reibungslose Funktionieren des Gartens gewährleistet wird. Zu den Aufgaben gehören:

  • das Bekanntmachen und Vorstellung des Projekts in der Öffentlichkeit
  • die Bereitstellung und Pflege der Werkzeuge und Materialien
  • die Sicherstellung von Ordnung und Sauberkeit
  • die Förderung des Gemeinschaftsgefühls und Organisation von Zusammenkünften
  • die Planung und Koordination von Veranstaltungen und Kursen

Auch eine im Vorhinein festgelegte klare Aufgabenteilung und transparente Absprachen sind entscheidend. Ein Gremiumsmitglied, wie z. B. ein*e Gartenkoordinator*in, kann dafür zuständig sein, Werkzeuge und Materialien zu beschaffen und den Bestand zu verwalten. Regelmäßige Treffen bieten Raum, um Aufgaben zu verteilen und anstehende Anschaffungen zu besprechen. Die Details können von Garten zu Garten verschieden sein.

Wo können Geimeinschaftsgärten entstehen?

Damit städtische Gärten sinnvoll wirken können, sollten sie in der Nähe von Wohnvierteln liegen, damit die Anwohner*inenn sie leicht erreichen und aktiv nutzen können. Optimal sind brachliegende Flächen, vernachlässigte Parkanlagen oder Zwischenräume in Wohnsiedlungen, die bisher wenig genutzt werden. Wichtig ist vor allem die Qualität des Erdreichs. Auch Dachgärten und Fassadenbegrünungen bieten Potenzial und tragen zur Klimaanpassung und Verbesserung des Stadtbilds bei.

Was braucht es also für „Mehr Garten für Bozen“?

Die Stadt kann durch Bereitstellung von Flächen, finanzielle Unterstützung und technische Beratung die Gründung von Gemeinschaftsgärten fördern. Sie kann außerdem die Genehmigungsprozesse vereinfachen und Pilotprojekte ins Leben rufen, die Nachahmung inspirieren.

Private können durch Bereitstellung von Land oder Spenden sowie durch Engagement und Arbeitskraft zur Schaffung solcher Gärten beitragen.

Auch Vereine oder Genossenschaften können als Träger von Gemeinschaftsgärten auftreten und die notwendigen organisatorischen Aufgaben übernehmen

Was gibt es schon?

Info Ecke

Was ist eigentlich?

Allmenden (oder „Commons“) sind gemeinschaftlich genutzte Ressourcen, die kollektiv verwaltet werden. In der Geschichte waren das oft Weideflächen oder Wälder, die für alle zugänglich waren und gemeinschaftlich bewirtschaftet wurden. Im modernen Kontext umfassen Allmenden auch Gemeinschaftsgärten, die von der Nachbarschaft gemeinsam gepflegt und genutzt werden, wobei alle Regeln und die Verteilung des Ertrags im Konsens entschieden werden.

Ein Gemeinschaftsgarten ist ein Garten, der von mehreren Menschen freiwillig und gemeinschaftlich genutzt und gepflegt wird. Die Fläche kann vom Land, der Stadt oder durch private Initiative bereitgestellt werden. Gemeinschaftsgärten basieren auf gemeinsamer Verantwortung und demokratischen Entscheidungen darüber, was angebaut und gepflegt wird. Sie fördern Kooperation, gemeinsames Planen und Mitgestaltung.

Schrebergärten sind kleine Parzellen, die von Stadtbewohner*innen gepachtet und individuell gestaltet werden. Sie bieten einen Rückzugsort im Grünen, wo Menschen Obst, Gemüse und Blumen anbauen und dem hektischen Stadtleben entfliehen können. Diese traditionellen Gärten fördern Erholung und Selbstversorgung und leisten einen wichtigen Beitrag zur städtischen Biodiversität. In Bozen können nur Anwohner*innen über 60 Jahren einen Schrebergarten beantragen.

Die „Essbare Stadt“ ist ein Konzept, bei dem Obst, Gemüse und Kräuter an öffentlich zugänglichen Plätzen wie Parks, Grünstreifen oder Fußgängerzonen gepflanzt werden. Das Ziel ist, die Stadtbewohnerfür den Anbau und die Nutzung von Lebensmitteln zu sensibilisieren und sie direkt an die Natur heranzuführen. Solche Projekte steigern die Biodiversität, verbessern das Stadtklima und fördern das Bewusstsein für saisonale und regionale Ernährung.

Permakultur ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Naturkreisläufe nachahmt und stabile, nachhaltige Systeme schafft. Durch vielfältige Pflanzen- und Tierkombinationen entstehen widerstandsfähige Ökosysteme, die weniger Pflege benötigen und eine natürliche Ertragsbasis bilden. Permakultur fördert die Bodenfruchtbarkeit, steigert die Artenvielfalt und reduziert Abfälle, indem sie Ressourcen effizient nutzt. Sie ist eine nachhaltige Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit – und eine Einladung, die Natur wieder in unseren Alltag zu integrieren.

Bodenversiegelung bezeichnet das Bedecken von Bodenflächen mit Asphalt, Beton oder Pflaster. Versiegelte Böden können kein Wasser aufnehmen, was Überschwemmungen begünstigt und Lebensräume für Pflanzen und Tiere zerstört. Sie verschärft zudem das Aufheizen von Städten und beeinträchtigt das Mikroklima.

Biodiversität umfasst die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen, die gemeinsam stabile Ökosysteme bilden und saubere Luft, fruchtbare Böden und ein stabiles Klima fördern. In Städten ist diese natürliche Vielfalt jedoch stark bedroht. Hauptursachen sind die Bodenversiegelung, durch die natürliche Lebensräume verschwinden, und die Monokulturen in städtischen Grünanlagen, die die Artenvielfalt begrenzen. Luftverschmutzung und Lichtverschmutzung wirken sich zusätzlich negativ auf das Leben von Insekten, Vögeln und anderen Arten aus. Artenreiche Ökosysteme jedoch tragen zu einem stabilen Stadtklima bei.

Das Phänomen Urban Heat Island beschreibt das starke Aufheizen von Städten im Vergleich zum Umland, da Beton und Asphalt Wärme speichern und natürliche Kühlung durch Grünflächen fehlt. UHI führt zu höheren Temperaturen, schlechter Luftqualität und erhöht den Energiebedarf für Kühlung, was Städte besonders im Sommer belastet. Besonders ältere Menschen, Kinder und Personen mit Vorerkrankungen sind einem erhöhten Risiko von Hitzestress, Atemwegsproblemen und Kreislaufbelastungen ausgesetzt. Dauerhaft hohe Temperaturen und Luftverschmutzung können zudem das Immunsystem schwächen und die Lebensqualität der Stadtbewohnererheblich beeinträchtigen.

Gemeinsam Garteln

– Ein gesellschaftliches Phänomen schlägt Wurzeln (Dokumentarfilm)

Die Filmdoku über die Anfänge der Südtiroler „Urban gardening“-Bewegung: Von privaten Gemeinschaftsgärten in Auer und Staben zum Gemeinschaftsgarten als Kunstprojekt in Glurns und den Gemeinschaftsgarten des Jugendtreffs in Auer über die Semirurali-Integrationsgärten in Bozen bis zu den ersten Gehversuchen der „Essbaren Stadt“ Sterzing.

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN, auf Englisch Sustainable Development Goals (kurz SDGs), sind 17 globale Ziele, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden.

Ziel der SDGs ist es, weltweit nachhaltige Entwicklung zu fördern, die Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und Wohlstand für alle zu sichern. Die SDGs decken soziale, wirtschaftliche und ökologische Dimensionen ab und bieten eine gemeinsame Orientierung.

Target 3.4: Förderung der mentalen Gesundheit und des Wohlbefindens

Gemeinschaftsgärten schaffen grüne Rückzugsorte, fördern den Stressabbau und verbessern das psychische Wohlbefinden durch Naturerlebnisse und sozialen Austausch.

Target 4.7: Vermittlung von Wissen über Nachhaltigkeit und globale Bürgerschaft

Gärten als Bildungsorte vermitteln ökologische Zusammenhänge, nachhaltige Anbaumethoden und fördern Umweltbewusstsein durch praxisnahes Lernen, insbesondere für Kinder und Jugendliche.

Target 10.2: Förderung sozialer, wirtschaftlicher und politischer Inklusion

Gemeinschaftsgärten bieten integrative Räume, in denen Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status zusammenkommen und voneinander lernen können.

Target 11.3: Förderung einer inklusiven und nachhaltigen Urbanisierung

Die Nutzung von städtischen Flächen für Gemeinschaftsgärten unterstützt eine grüne Stadtentwicklung und steigert die Lebensqualität in Städten durch neue, nachhaltige Freiräume.

Target 11.7: Sicherstellung von Zugang zu grünen und öffentlichen Räumen

Gemeinschaftsgärten schaffen neue öffentliche Grünflächen, die für alle zugänglich sind und zum sozialen Miteinander beitragen.

Target 12.8: Förderung eines Bewusstseins für nachhaltigen Konsum und Lebensstil

Die Möglichkeit, selbst Lebensmittel anzubauen, fördert ein Verständnis für nachhaltige Produktion, regionale Erzeugung und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung

Target 13.1: Förderung von Widerstandsfähigkeit und Anpassungskapazität gegenüber klimabedingten Gefahren

Gemeinschaftsgärten wirken städtischen Hitzeinseln entgegen, verbessern das Mikroklima und tragen zur Anpassung urbaner Räume an klimatische Veränderungen bei.

Target 15.5: Schutz und Förderung der Biodiversität

Urbanes Gärtnern und die Schaffung grüner Flächen fördern die Biodiversität in der Stadt und bieten Lebensraum für bestäubende Insekten und andere Tierarten