Weniger als 6 Jahre, um alles zu ändern. Schaffen wir das mit unserem Klimaplan?

Aktivisten und Aktivistinnen diverser Gruppen stellten sich heute auf den Magnagoplatz vor die Landesregierung und auf den Siegesplatz, um auf den Climate Emergency Day aufmerksam zu machen und den kürzlich vorgestellten Klimaplan zu kritisieren.

Dabei beziehen sich die Aktivisti auf ein wesentliches Instrument: Die “Climate Clock” lässt sich auf der Website www.climateclock.world aufrufen und zeigt, wie viele Jahre wir noch haben, alles zu ändern, um das 1,5 Grad Ziel einzuhalten und die absolute Katastrophe zu vermeiden. Heute ist der 22. Juli, der Tag, an dem wir nach Berechnungen noch genau 6 Jahre Zeit haben. [1]

Schießen wir über das 1.5 Grad Ziel hinaus, werden die sogenannten Kipppunkte getriggert, wodurch unkontrollierbar noch mehr Emissionen in die Atmosphäre freigesetzt werden. Dürren, Überschwemmungen, Hungersnöte, Pandemien und Kriege werden dadurch noch viel intensiver werden.

Italien hat sich mit weltweit 196 anderen Staaten durch Unterschreiben des Pariser Klimaabkommens verpflichtet, die eigene Bevölkerung und die Gesellschaft zu schützen und dieses 1.5 Grad Ziel einzuhalten. [2]

“Wir können es uns nicht länger leisten, halbherzig das Mobilitätsangebot zu verbessern oder etwas mehr in erneuerbare Energie zu investieren, damit hätten wir vor 20 Jahren anfangen sollen” – sagt Moritz Holzinger, Aktivist bei der Letzten Generation Österreich und bei Fridays For Future Südtirol.

Wir sind bereits mitten im Klimawandel und kriegen ihn bereits jetzt ziemlich stark zu spüren. Vor wenigen Tagen hat es hierzulande durch Stürme mehrere Bäume, unter anderem am Siegesplatz in Bozen, ausgerissen. In Bruneck hat es Dächer von den Häusern gerissen.

“Der ausgerissene Baum, vor dem wir stehen, ist nur ein Vorgeschmack, von dem, was auf uns zukommt, wenn wir nicht sofort handeln und Emissionen drastisch reduzieren – und das geht nur mit einem konkreten und maßnahmenstarken Klimaplan. Wenn die Politik nicht endlich handelt, werden wir keine lebenswürdige Zukunft haben”, meint Karina Repke von Climate Action South Tyrol.

Die Südtiroler Landesregierung hat am Dienstag, den 18. Juli, den Maßnahmen-Teil des Klimaplans vorgestellt, der den ersten Teil des Plans vom letzten Jahr komplettieren soll.

Michela von Extinction Rebellion zeigt sich besorgt: “Der Südtiroler Klimaplan enthält Maßnahmen, für die Zeitraum, Finanzrahmen und Zuständigkeiten fehlen. Und der Sektor ‘Finanz’ fehlt komplett. Generell geht es mehr um Konzepte und Ideen, und weniger um wirkliche, konkrete Maßnahmen. Die Landesregierung scheint das Thema nicht im Griff zu haben, sondern nur Schein-Klimaschutz zu betreiben, um Privathaushalten und Wirtschaftsinteressen nicht zu sehr auf die Füße zu treten.”

Die Aktivisti fordern von der Landesregierung den Ausruf eines Notstandprogrammes, das ermöglicht, Klimaziele wirklich umzusetzen. „Es braucht nicht nur den Plan oder anderes Gelabere, es braucht Taten“, meint Ruth Heidingsfelder, Aktivist bei Climate Action South Tyrol: “Die Lösungen und Techniken liegen bereits auf dem Tisch und andere Länder machen es bereichsweise schon vor. Wir können uns Stadtplanung von den Niederlanden, Öffentliche Mobilität von der Schweiz und der radikale Ausbau von Solarenergie von den Chinesen abschauen. Um diese Dinge auf den Weg zu setzen, braucht es endlich mutige Taten – nicht so wie dieser Plan vorsieht.”

By Published On: 22/07/2023